2 / 2023
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Wenn die eigene Wohnung zum Albtraum wird


Schätzungen von Selbsthilfegruppen zufolge leben in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen mit dem

Messie-Syndrom. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten sich – nach allgemeinen Maßstäben – von nutzlosen Gegenständen zu trennen. Das führt dazu, dass z. B. alte Zeitungen, Bücher, Verpackungsmaterialien, Werkzeuge, Kleidung und andere Dinge in der Wohnung gehortet werden – bisweilen soweit, dass die Wohnung kaum mehr nutzbar ist und einzelne Räume kaum noch zugänglich sind.

Zum Teil kann die Sammelleidenschaft von Messies zwanghaft sein, manche fühlen sich jedoch auch hilflos gegenüber dem Berg von Aufgaben und erleben eine Handlungsblockade. Dann werden auch normale soziale Verpflichtungen (z. B. Post öffnen) nicht erledigt bzw. versäumt. Es kann zu sozialer Isolation kommen, weil auch aus Scham kein Besuch in der sehr unordentlichen Wohnung mehr empfangen wird. Im Extremfall kommt es zu Geruchsbeeinträchtigungen und hygienischen Problemen. In solchen Fällen droht dann eventuell auch der Verlust der Wohnung.

Dabei kann es grundsätzlich jeden treffen. Alter und Geschlecht spielen bei der Verbreitung des Messie-Syndroms keine Rolle. Manche Betroffene „funktionieren“ auch in anderen Bereichen (Arbeit, Hobby) völlig „normal“ bzw. sind eventuell sogar besonders engagiert.

Das Messie-Syndrom kann verschiedene Ursachen haben. Betroffene können z. B. unter Verlustängsten leiden. Auch seelische Verwundungen und Schicksalsschläge, welche die Betroffenen aus der Bahn werfen, können Auslöser sein. Es kann auch im Zusammenhang mit anderen psychischen Störungen, wie z. B. einer Depression, einer Persönlichkeitsstörung, einer Suchterkrankung oder auch Senilität entstehen. Sofern dies nicht der Fall ist, gehen einige Fachleute mittlerweile davon aus, dass das Messie-Syndrom eine ähnliche Grundlage hat wie ADHS bzw. eine Variante davon ist. Andere Experten sehen dagegen im Messie-Syndrom ein eigenständiges Krankheitsbild.

Welche Hilfsmöglichkeiten gibt es?

  • Seit einiger Zeit gibt es ein bundesweites Messie-Hilfe-Telefon des Vereins H-Team e.V. für Betroffene und Angehörige: Tel: 089-22064890.
  • In einigen Städten gibt es Selbsthilfegruppen von Betroffenen.
  • Ansprechpartner sind auch die Sozialpsychiatrischen Dienste in den Gesundheitsämtern der jeweiligen Städte und Landkreise. An diese können sich auch Dritte wenden.
  • Nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) Zwölftes Buch (XII), Achtes Kapitel, können bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen „Hilfen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten“ gewährt werden. Dazu kann eine Haushaltshilfe gehören, aber auch Formen von „ambulanter psychosozialer Betreuung“. Zum Teil gibt es auf eine Messie-Problematik spezialisierte „Coaches“.

 

Kontakt

Weitergehende Kontakte kann auch unser Soziales Management vermitteln: Tel.-Nr. 05 31. 59 03-520.