Die Lage ist ernst. Die Bundesregierung befindet sich seit Frühjahr dieses Jahres in einem Wettlauf gegen die Zeit und füllt die Speicher, um die Gasversorgung während des kommenden Winters zu sichern. Wenn der Winter besonders kalt wird, bricht im schlimmsten Fall die Gasversorgung in Teilen Deutschlands zusammen. Denn, sind die Speicher erst einmal leer gefahren, füllen sie sich während der laufenden Heizperiode nicht einfach wieder. Nicht nur ein drohender Mangel oder sogar der Ausfall der Gasversorgung sind reale Szenarien, das Kopfzerbrechen verursacht, sondern auch die Sorgen vor nicht mehr bezahlbaren Strom- und Gasrechnungen. Gassparen hat somit zwei Dimensionen: Zum einen dürfen die Gasspeicher nicht leerlaufen (dann nämlich bleiben die Heizungen und das Wasser kalt), zum anderen ist zu verhindern, dass einen die hohe Gasrechnung nicht umhaut. Gas sparen bleibt also das Gebot der Stunde.
Ist nun gar nicht oder nur ganz wenig heizen empfehlenswert?
Nein! Nicht nur, dass es sehr ungemütlich wird, es steigt auch die Schimmelgefahr – eine Gefahr nicht nur für die Bausubstanz, sondern auch für die Gesundheit. Der Königsweg ist bewusster zu heizen. Mit ein paar Tipps kann man Heizkosten senken und Schimmelbildung vermeiden.
Die richtige Raumtemperatur
Das Umweltbundesamt rät: „Jedes Grad Raumtemperatur mehr verteuert die Heizkostenrechnung. Die Raumtemperatur sollte im Wohnbereich möglichst nicht mehr als 20 °C betragen, sofern die Temperatur als behaglich empfunden wird. Jedes Grad weniger spart Heizenergie.“ Schon ein Grad weniger Raumtemperatur kann bis zu sechs Prozent Heizenergie sparen und auch entsprechend Geld. Unsere Empfehlung: Am Tag wählen Sie typischerweise die Einstellung 2 bis 3; in der Nacht im Schlafzimmer die Einstellung 1 bis 2. In überwiegend ungenutzten Räumen stellen Sie die 1 ein.
Thermostatventile bestehen aus zwei Teilen: Am Thermostatkopf kann man die Raumtemperatur einstellen. Er erfasst die Raumtemperatur und gibt dem Ventil(gehäuse) vor, wie viel Heizwasser in den Heizkörper fließen soll, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Je genauer ein Thermostatventil die Raumtemperatur einhalten kann, desto geringer ist der Energieverbrauch. Je schlechter gedämmt ein Haus ist, desto mehr lohnt sich auch das kurzzeitige Herunterdrehen eines Heizkörpers in nicht genutzten Wohnräumen.
Am Tage mag man es wärmer, in der Nacht könnte man die Heizung theoretisch ganz abschalten. Doch am
Morgen muss dann wieder richtig eingeheizt werden, um die Räume warm zu bekommen – das verschlingt Heizenergie. Ob das erneute Aufheizen einer erkalteten Wohnung nun sinnvoller ist als das Durchheizen mit niedrigerer, aber nicht niedriger Temperatur, lässt sich aufgrund der Heterogenität unseres Gebäude-bestandes nicht pauschal beantworten. Die Antwort ist von vielen Faktoren abhängig, vor allem von der Gebäudemasse und der Dämmung. Probieren Sie es aus: Schalten Sie in einer Nacht mit 0 °C Außentemperatur die Heizung einmal auf das Sternchen und prüfen Sie am nächsten Morgen die Temperatur. Je tiefer die Temperatur in der Wohnung über Nacht gesunken ist, desto weniger Energie konnte die Wohnung speichern, desto sinnvoller wäre eine Nachtabsenkung, also das Heizen in der Nacht mit niedrigerer Temperatur. Das Gleiche gilt nicht nur in der Nacht, auch am Tag kann man die Heiztemperatur senken, wenn tagsüber niemand zu Hause ist.
Heizenergie bewahren
Was umgekehrt im Sommer gilt, kann auch im Winter Anwendung finden: Fenster haben zwar nicht die gleiche Isolationswirkung wie Wände, doch kann der Wärmeverlust an den Fenstern ein wenig reduziert werden, wenn Rollläden, Jalousien oder Vorhänge geschlossen sind. Da erwärmte Luft sich nicht gut im Raum verteilen kann, wenn die Heizkörper zugestellt oder abgedeckt sind, gehören Möbel oder Vorhänge nicht davor. Die Heizung arbeitet sonst stärker als eigentlich nötig. Und das ist unnötig und teuer. Auch Thermostate sollen nicht verdeckt sein.
Lüftungsroutinen einführen
Auch in beheizten Räumen sammelt sich nach und nach Feuchtigkeit an. In einem Vierpersonenhaushalt werden täglich durch Atmen, Duschen, Kochen und Waschen etwa zwölf Liter Flüssigkeit an die Luft abgegeben. Regelmäßiges Lüften ist also auch in der Heizsaison unerlässlich, um die Feuchtigkeit in den
Wohnräumen zu verringern und so für eine gute Luftqualität zu sorgen. Verbrauchte Luft wird so durch frische Luft ersetzt.
Unsere Empfehlung: Mindestens drei Mal Stoßlüften für ein paar Minuten.
Stoßlüften bedeutet, dass die Fenster dabei komplett geöffnet werden und nicht nur in Kippstellung sind. Idealerweise wird dabei quer gelüftet (gegenüber liegende Fenster und Türen werden geöffnet für einen guten Durchzug). Selbstredend, dass dabei natürlich die Thermostate herunter gedreht werden.
Übrigens: Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Je kühler die Zimmertemperatur also, desto öfter muss gelüftet werden, um eine Schimmelbildung durch Feuchtigkeit zu vermeiden. Leiten Sie Feuchtigkeit, die beim Kochen oder Duschen entsteht, möglichst schnell nach draußen. In Räumen, in denen Wäsche getrocknet wird, sollte die Luft öfter getauscht und häufiger gelüftet werden.